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Jonathan Glazers neues Werk „The Zone of Interest“ ist eine Meisterleistung des psychologischen Kinos, ein Film, der tief unter die Haut geht und den Betrachter lange nach dem Abspann beschäftigen wird. Der Film erzählt die Geschichte einer Familie, die in unmittelbarer Nähe eines Konzentrationslagers lebt – ein Ort, an dem grausame Verbrechen täglich stattfinden. Doch statt sich direkt mit dem Horror des Holocaust zu befassen, konzentriert sich Glazer auf die banal erscheinenden Routinen des Lebens dieser Familie, deren Vater eine hohe Position im Lager innehat.
Der Film greift die Shoah nicht frontal an, sondern umkreist sie durch den Blickwinkel der Familie Hössler. August (gespielt vom großartigen Christian Friedel) ist der Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Er scheint besessen von seiner Karriere und dem Aufbau eines komfortablen Lebens für seine Frau Elisabeth (Sandra Hüller) und ihre Kinder.
Doch die Idylle, die sich im Garten der Familie abspielt, steht in krassem Kontrast zu dem Schrecken, der nur wenige hundert Meter entfernt stattfindet. Glazers Kamera schweift immer wieder über den Zaun des Lagers hinweg, fängt flüchtige Bilder von Rauchschwaden und Transporten ein –
Reminders dieser grausamen Realität, die sich jedoch nie direkt ins Familiengeschehen einmischen. Die Banalität des Bösen wird hier auf eine erschreckend subtile Art und Weise dargestellt.
„The Zone of Interest“ ist kein Film für schwache Nerven. Glazer vermeidet jegliche Sentimentalität und lässt den Zuschauer in dieser moralischen Grauzone verweilen, ohne klare Antworten zu liefern. Stattdessen wirft der Film grundlegende Fragen auf: Wie konnte so ein Verbrechen geschehen? Wie konnten Menschen normal leben, während nur wenige Schritte entfernt systematisch Menschen ermordet wurden?
Die schauspielerischen Leistungen sind überragend. Christian Friedel und Sandra Hüller verkörpern die Hösslers mit einer eindringlichen Authentizität, die den Zuschauer unweigerlich in ihren Bann zieht. Die Kinderdarsteller liefern ebenfalls eine beeindruckende Leistung ab,
indem sie das Unschuldsgefühl der Jugend verkörpern, das
unmittelbar neben dem monströsen Geschehen existiert.
Glazers Kameraarbeit ist minimalistisch und präzise. Lange Einstellungen ohne Musik lassen den Zuschauer in Ruhe nachdenken und die Atmosphäre des Films auf sich wirken lassen. Die Dialoge sind knapp gehalten und konzentrieren sich auf
die alltäglichen Konversationen der Familie.
Durch diese ruhige, fast dokumentarische Herangehensweise gelingt es Glazer, eine beklemmend authentische Darstellung der Lebensrealität in unmittelbarer Nähe eines Vernichtungslagers zu kreieren. „The Zone of Interest“ ist ein Film, der den Zuschauer
nachdenklich und emotional berührt,
und
lange nach dem Abspann im Gedächtnis bleibt.
Besondere Elemente des Films:
- Minimalismus: Die sparsame Kameraführung und die reduzierte Dialoge schaffen eine beklemmend authentische Atmosphäre.
- Subtilität: Der Film vermeidet jegliche explizite Darstellung von Gewalt, sondern lässt den Horror durch Andeutungen und
Stimmungen
erfahrbar werden.
- Moralische Grauzone: Glazer stellt keine eindeutigen Helden oder Schurken dar, sondern lässt den Zuschauer in einer moralischen Zwickmühle verweilen.
Fazit: „The Zone of Interest“ ist ein herausragender Film, der durch seine
subtile und eindringliche Darstellung des Holocaust zutiefst berührt. Ein Muss für alle Cineasten, die
sich
mit anspruchsvollem und
nachdenklichem Kino auseinandersetzen möchten.